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10/08/2020
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Als Schüler von Ingeborg Rapoport war Roland Wauer gemeinsam mit weiteren namhaften Kolleginnen und Kollegen wesentlich daran beteiligt, dass etwa 50 Jahre zurück in Ost- wie Westdeutschland die Säuglingssterblichkeit durch die Einführung von strukturierten Qualitätsmaßnahmen deutlich zu sinken begann. 

Sein besonderes wissenschaftliches Interesse galt bereits zu dieser Zeit der „Perinatalen Lunge“, die auch den Forschungsschwerpunkt seiner Klinik über lange Jahre bestimmte. Das durch ihn initiierte Atemfunktionslabor für Neugeborene sollte bis zum Ende seiner aktiven beruflichen Tätigkeit als Klinikdirektor seine besondere Aufmerksamkeit erfahren. Dort gewonnene Erkenntnisse sicherten nicht nur eine bessere Versorgung Früh- und kranker Neugeborener, sondern flossen in viele Publikationen ein und regten stets zum fachlichen Austausch an. Immer offen für neue Ideen und konsequent in ihrer Umsetzung erkannte er in der gemeinsamen perinatalen Versorgung der Schwangeren und Neugeborenen unter intensiver Einbeziehung der Eltern die besten Voraussetzungen für ein gesundes Aufwachsen der Kinder. Ende der 90er Jahre wurde auf seine Initiative hin die erste Sozialpädagogin ausschließlich für die Elternberatung in der neonatologischen stationären Versorgung in Deutschland eingestellt; 2006 wurde an der Charité erstmalig ein Kamerasystem (Baby-Watch) erfolgreich an einer deutschen neonatologischen Klinik installiert – die Familie sollte das neue Familienmitglied auch via Internet besuchen können. Blättert man heute in Habilitationsschriften junger Ärztinnen, entstanden an der Charité ab 1999, findet sich in vielen ein besonderer Dank an Professor Dr. med. Roland R. Wauer, der seinerzeit als Prodekan für wissenschaftlichen Nachwuchs der medizinischen Fakultät das „Forschungsstipendium Rahel Hirsch“ ins Leben rief, mit dem er die Frauenförderung intensiv vorantrieb. Sein Wissen, seine besondere Kunst des Zuhörens, Begleitens und Beratens, aber auch seine Energie zur tatkräftigen Unterstützung stellte er nach seiner Emeritierung als Senior-Expert vielen Kinderkliniken der Welt zur Verfügung; er hielt nicht nur Vorträge oder ließ sich bei der Bedienung einer Beatmungsmaschine bereitwillig über die Schultern schauen, sondern transportierte auch in Berlin gesammelte Inkubatoren und Überwachungsmonitore höchstselbst nach Taschkent, Usbekistan.
Wenn seine Schülerinnen und Schüler heute auf die gemeinsame Zeit mit Roland Wauer zurückschauen, dann haben sich die vielfältigen Facetten seines beruflichen Lebens tief eingeprägt. Als Lehrer hat er sein Wissen an Generationen von Kinderärztinnen und Kinderärzten weitergegeben. Als Wissenschaftler hat er gelehrt, dass Neugier und Verantwortung um die Nutzbarmachung neuer klinischer Erkenntnisse ein hohes Gut sind. Als Mensch hat er stets Achtung und Respekt im Umgang mit den sich ihm anvertrauenden Patientinnen und Patienten und deren Eltern vermittelt. Und erinnert werden sicher die vielen kleinen, persönlichen Erlebnisse, die von seiner Begeisterung, aber auch seiner Begeisterungsfähigkeit zeugen. Er hat mitgerissen, Grenzen gesetzt, angespornt, kritisiert, immer mit Maß und stets höchst verlässlich. Roland Wauer, Du wirst wirklich sehr fehlen.